Die drei Söhne
Drei
Frauen wollten Wasser holen am Brunnen. Nicht weit davon saß ein Greis auf
einer Bank und hörte zu, wie die Frauen ihre Söhne lobten.
"Mein Sohn",
sagte die erste, " ist so geschickt, dass er alle hinter sich
lässt..."
"Mein Sohn", sagte
die zweite, " singt so schön wie die Nachtigall! Es gibt keinen, der eine
so schöne Stimme hat wie er..."
"Und warum lobst du
deinen Sohn nicht?" fragten sie die dritte, als diese schwieg.
"Ich habe nichts,
womit ich ihn loben könnte", entgegnete sie. "Mein Sohn ist ein ganz
gewöhnlicher Knabe. Er hat etwas Besonderes weder an sich noch in sich..."
Die Frauen füllten ihre
Eimer und gingen heim. Der Greis ging langsam hinter ihnen her. Die Eimer waren
schwer und die abgearbeiteten Hände schwach. Deshalb machten die Frauen eine
Ruhepause, denn der Rücken tat ihnen weh.
Da kamen drei Knaben
entgegen. Der erste stellte sich auf die Hände und schlug Rad um Rad - und die
Frauen riefen: "Welch ein geschickter Junge!" Der Zweite sang so
herrlich wie die Nachtigall, und die Frauen lauschten andachtsvoll und mit
Tränen in den Augen. Der dritte Knabe lief zu seiner Mutter, hob die Eimer und
trug sie heim.
Da fragten die Frauen den
Greis: " Was sagst du zu unseren Söhnen?"
"Wo sind eure
Söhne?" fragte der Greis verwundert. "Ich sehe nur einen einzigen
Sohn!"