ZEITTAFEL ZUR GESCHICHTE VON CAPELLE AB 768 BIS 1700
768-814 Karl der Große, Herrscher des Frankenlandes westlich des Rheins.

Um diese Zeit war der nordwestdeutsche Raum das Land der Sachsen. Dazu gehörten der später Drein-Gau genannte Teil mit dem großen Waldgebiet Ihtari und der angrenzende Stever-Gau. In diesem Waldgebiet gab es drei Oberhofgebiete gleichen Namens: Ihtari, auch Ichtern genannt. (Ichterloh heißt also: das Loh = der Wald von Ichtern, bzw. Ihtari.)

772-804 Kriege Karls des Großen mit den Sachsen, bis zur endgültigen Unterwerfung.
785 Taufe des Sachsenherzogs Widukind. Danach fränkische Sicherung des Sachsenlandes durch Kolonisierung und Christianisierung, auch im Waldgebiet von Ihtari.
vor 790 Erste Errichtung von Kirchen in den westsächsischen Gauen (z. B. Coesfeld, Billerbeck, Dülmen, Lüdinghausen, Ascheberg, Werne), nach 785 auch durch den vorher unter den Friesen wirkenden Priester Liudger. Der Vorort des Pfarrsprengels war das Kanonikerstift an der Aa, Mimigernaford (das spätere Münster).
Oktober 802 Nach heftigem Sträuben gibt Liudger dem Drängen seiner Freunde nach und läßt sich zum Bischof weihen. Damit wurde Mimigernaford Bischofssitz.
790 / 809 Im Zuge der Dotierung der Mission erhält Liudger (von Kaiser Karl?) das Waldgebiet Ihtari (sprich: Ichtari) mit seinen drei Oberhöfen. Den Hof Ihtari, der später Nordkirchen genannt wurde, mit etwa dreißig Unterhöfen, fügte Liudger dem Besitz seines Eigenklosters Werden an der Ruhr ein.
Schon vor 1022

Auf zwei der Ihtari genannten Höfe werden Kirchen erwähnt, die als Kirchen eines Pfarrsystems angesehen werden müssen: "Ecclesia Ihtari quae Suthkiriki vocatur" (die Kirche Ihtari, die Südkirchen genannt wird) und die Northkirken Ihtari".
1022 Siegfried Graf von Waldeck, Abt des Klosters Bergen bei Magdeburg, wird Bischof von Münster. Er ist der einzige Mönch auf dem Münsterschen Bischofssitz.
1022 / 1032 An der Stelle des dritten Hofs Ihtari steht später das Haus Ichterloh. Dieser dritte Hof erscheint in einer Urkunde Bischof Siegfrieds, in der er die Weihe von sieben Kirchen und Kapellen bestätigt, die zwei reiche Matronen, Reinmod und deren Tochter Vrederuna, aus eigenen Mitteln hatten bauen lassen. Mit der Weihebestätigung verspricht der Bischof, daß diese Kirchen ihre Pfarrbezirke bekommen sollen. Die Namen der Kirchen: Varlarl (Varlar bei Coesfeld), Oppenhulisa (Appelhülsen), Buntlagi (Bentlage bei Rheine), Curithi (Coerde bei Münster), Ihtari, Honthorpa (Handorf) und Unkingthorpa (Untrup an der Lippe). Unter Ihtari ist hier nicht Ihtari-Nordkirchen und nicht Ihtari-Südkirchen zu verstehen, sondern das spätere Capelle, weil die anderen beiden Hofzentren ja schon ihr Kirchen und ihre Kirchspiele hatten. Die Kirche in Ihtari ist vielleicht die Burgkapelle gewesen. Aber die Pfarrgründung kam damals nicht zustande.

Der von Bischof Siegfried projektierten Pfarre um die neue Kirche sollten von der Pfarre Werne 27 Höfe zugesprochen werden, nämlich Höfe in Simanningthorp (Sermelingthorp, jetzt Krasport), Lasingl (Lösingerfeld), Westhornon (westlicher Teil der Bauerschaft Hornon), Wigeringthorp (Weckerup); ferner elf Höfe der Pfarrei Südkirchen (der jetzigen Osterbauerschaft im Kirchspiel Südkirchen); ferner 25 Höfe der Pfarrei Nordkirchen, nämlich im jetzigen Altendorf, Hilkerup und das ganze Pikenbrok; ferner aus der damaligen Pfarrei Ascheberg Höfe in Westeringen und Osteringen (jetzige Westerseite und Osterseite von Ascheberg) und die Höfe Gari-

Ascheberg) und die Höfe Gari kingthorp, Westn-lithikingthorp und Paringthorp (heute Bachtrup). Wäre der Plan Bischof Siegfrieds verwirklicht worden, wäre die Geschichte von-Capelle anders verlaufen.
1022 - 1032 In einer Urkunde wird ein Hof Lasinghi erwähnt, der spätere Lösingerhof.
1139 Bischof Werner zu Münster verleiht als Landesherr dem Gotteshause Cappenberg die Pfarrkirchen zu Ahlen und Werne, und über letztere auch das Archidiakonalrecht. In der Urkunde wird als Geltungsbereich des Archidiakonats ausdrücklich der bannus quoqueWernensis Ecclesiae" genannt: derBannkreis der Kirche von Werne, zu dem auch Ihtari-Capelle gehörte.
1147 / 1160 Im Heberegister der Abtei Werden wird ein Hof Losinge genannte. Bei Adolf Tibus (Gründungsgeschichte) wird für das Jahr 1867 erwähnt, daß dieser Hof unter dem Namen Lösingern noch existiert.
Spätestens1175 Die Pfarre Herbern wird gegründet. Ihr wurden bedeutende Bezirke zugeteilt, die von Bischof Siegfried für die dritte Pfarre Ihtari (Capelle) in Aussicht genommen waren. Die Tatsache zeigt, daß die Bischöfe von Münster 1175 nicht mehr mit einem selbständigen dritten Pfarrbezirk Ihtari rechnen.
1328 Erstmalig wird der Hofname Schulze-Capelle genannt.
1347 Johann von Morrien (Sohn) erhält vom Abt des Klosters Werden den Hof Nordkirchen in Erbpacht.
1350 Johann von Morrien erwirbt das Erbmarschallamt des Stifts Münster von Johann von Rechede.
1370 Belehnung des Johann von Morrien mit der Vogtei Nordkirchen durdi den Grafen Engelbert von der Mark, einem Vorfahren der Herzöge von Arenberg.
1375 Johann von Morrien erwirbt von Willem Malmann den Freistuhl (Gerichtsbarkeit) zu Nordkirchen. Der Capeller Beifang ist ein alter Patrimonialgerichtsbezirk des Hauses Nordkirchen.

"Beifang" ist ein Ausdruck aus der Siedlersprache. Die ursprüngliche Siedlung wurde auf einer Rodung angelegt, da man sich das ganze Gebiet als Waldgebiet vorstellen muß. Sollte der Siedlungsraum vergrößert werden, nannte man die neue Rodung "Beifang".

1381 Pfarrer johann von Hasselborg wird durch den Propst von Cappenberg zum Rektor der um 1350 erbauten Kapelle in Ihtari ernannt, da der bisherige Rektor Everhard Bulliehavet resigniert hat.
1404 Bernhard von Horst, Propst zu Cappenberg, schenkt dem Rektor der Kapelle zu Ichtaren die Rente aus einem Kotten zu Westwiek.
1409 Auf dem Kirchhof der Kapelle zu Ichteren lag eine Scheune oder ein Speicher, der zum Cappenberg'schen Hof "to den Bachtenberge" (Bachtendorpe) gehörte.
1424 Von Morrien zu Nordkirchen kauft den Hof Schulze-Capelle nebst den Höfen Dickmann, Schlotmann und Kamphove.
1542 Ein Richtschein des johann Krakerügge, Richter zu Werne und Ascheberg, bezeugt über die strittigen Grenzen des Capeller Eingehörigen Uphues und dem Droste Visdiering zugehörigen Eigenmann Troist. Derselbe Richter zu Werne beurkundet einen Bauernspruch über strittige Ländereien im Langenbroick bei Capellen.
1571 Ein Visitationsprotokoll des Bistums Münster berichtet, daß die Kapelle von Ittern verwüstet und beraubt sei.
1572 Kapelle des Kirchspiels Werne (Kapelle zu Ittern), gehört immer noch zum Archidiakonat der Propstei Cappenberg, ist aber außer gottesdienstlichem Gebrauch.
1578 Graf von Merfeld begehrt von Herrn von Morrien, im Capeller Beifang einen in Verhaft zu nehmen.
1597 Herr von Morrien hat in Capelle einen Ehebruch bestraft.
1601-1602 Kirchspielsschätzung des Beifangs Capelle. Bezeugte Namen: u. a. Trost, Nüse, Dickmann, Schlotmann, Bachtendorp, Wesselmann, Berleinann, Schulte zur Capelle, Bleckmann, Schlering, Schlüter, Ribbehege, Stotebrink, Holtmann, jagetho, Obhaus, Wördemann.
16o8 Johann Heinrich von Ascheberg zu Ichterloh, Droste des Amtes Werne, verkauft dem Stift Cappenberg eine ährlich wiederkäufliche Rente (Erbl.) von 18 Goldgulden.
1617 Die Capeller wurden von Herrn von Morrien aufgefordert, zum Vogelschießen in der Markheide zu erscheinen. Bei Nichterscheinen sind 25 Goldgulden Strafe zu entrichten.
1618 - 1648 Dreißigjähriger Krieg

Eine Schadensaufstellung aus dieser Zeit sagt u. a. daß Reiter des Kaisers, nachdem sie durch das Land auf der Mark und durch Lünen marschiert waren, im nordkirchischem Capeller Beifang, Kirchspiel Werne, den untengenannten folgenden Schaden zugefügt haben:

Nollmann wurde ein grauer Hengst entwendet, Wert: i6 Reidistaler. Außerdem wurde hier ein Bett entwendet und viel aus dem Hause mitgenommen. Bei Uephaus wurde ein Mutterpferd im Wert von 18 Reichstalern, sowie eine weiße Kuh im Werte von 11 Reichstalern und ein Schwein im Werte von 5 Reichstalern abgeschlachtet.

Bei Reckmann sind zwei Pferde mit 30 Reichstalern entwendet.

Bei Stattmann ein Mutterpferd und ein Füllen, zusammen 22 Reichstaler.

1632 Im 3ojährigen Krieg verlangt Morrien von Capelle die Gestellung von 10 - 12 Mann nebst einem Führer.
16.3.1632 Die Hochwohlgeborenen Frauen Anna Sophia, geborene Gräfin zu Limburg und Freifrau Wittiben von Morrien zu Nordkirchen, Davensberg und Capelle machen die Capeller Eingesessenen darauf aufmerksam, daß ein jeder seinen Hund "einen Kluppel anhangen soll und sich jeder strafbar macht, wenn er Hasen und Tauben schießt". Weiter sagt dieses Schreiben, daß "in der Recke und im Goerfelde" grober Mißbrauch in der Jagdausübung begangen wird.
1634-1636 Aufstellung über Capeller Monatsgeld (Monatsgeld gleich "Rauchschatz", feste Steuer, von Vögten eingetrieben, sowohl auf dem Lande als auch in der Stadt)
1651 Ferdinand von Morrien zu Nordkirchen entläßt johann Krassepott, Sohn der Eheleute Georg und Maria Krassepott, aus der Eigenhörigkeit.
1653 Der Propbst zu Cappenberg verlangt,die jurisdiktion des Capeller Beifangs als zum Cappenbergischen Belege prodentiert, worauf Morrien antwortet, daß dieses Schreiben keiner Antwort wert sei, weil nur Träume darin enthalten.
1659 Erstellung des Capeller Hungertuches: Größe 2,59 mal 2,10 m. Mittelstück: Kreuzigungsgruppe. In der Fastenzeit wurde das Tuch nach allgemeinem Brauch als Vorhang zwischen Chor und Kirchenschiff gehängt. Karfreitag wurde es nach der Kreuzenthüllung wieder entfernt.
23.3.1675 Johann Heinrich von Ascheberg stiftet zu Ichterloh eine Vikarie. Der Vikar wohnt in der Burg IchterIoh. In einem Urteil des königlichen Revisionskollegiums für Landeskultursachen zu Berlin vom 28.1.1848 heißt es, daß die dort vorgelegte Gründungsurkunde, ausgestellt vom Bischof von Münster, Christoph Bernhard von Galen, u. a. folgendes sagt: "In Berücksichtigung der weiten Entfernung der Bauerschaft Capelle, Kirchspiel Werne, von ihrer Pfarrkirche in Werne, war es den Einwohnern bisher gestattet, dem Gottesdienst auf Gut Ichterloh beizuwohnen. Der Zweck der Stiftung der Vikarie durch die Eheleute von Ascheberg war es, daß in der anscheinend schon früher vorhanden gewesenen, aber bis dahin zum Gottesdienst nicht benutzten Kapelle regelmäßig Messe gelesen, gepredigt und Katechesation gehalten werden solle." Die Eheleute von Ascheberg und ihre Nachfolger haben nach dieser Urkunde das Patronatsrecht.
1677 Die Beamten zu Werne verlangen einen Beitrag zu

der neuen Orgel daselbst zu Capelle und lassen ein Pferd pfänden.

7.4.1679 Es besteht eine Wachordnung für das Haus Nordkirchen zu Lasten der Einwohner von Capelle, die hier anscheinend Wachdienst zu leisten hatten.
1681 Die Capeller Eingesessenen wurden vom Herrn von Morrien geschützt, da sie sich weigerten, zu der neuen Montierung der münsterschen Soldaten beizutragen.
1694 Nach Aussterben der männlichen Linie des Hauses Morrien kommen die Güter von Nordkirchen über die Familie von Weichs und die Tochter Maria Sophia, Gräfin von Hamilton, durch Kauf an den Landesherrn Friedrich Christian von PlettenbergLehnhausen, Fürstbischof zu Münster. Kaufpreis 250.000 Taler. Außerdem kaufte der Bischof einige anschließende Herrschaften, im ganzen zum Preise von 500.000 Taler.
1695 Diese zusammenhängende Herrschaft schenkte Friedrich Christian von Plettenberg seinem Bruder Johann Adolf von Plettenberg.
1698 Johann Adolf von Plettenberg stirbt. Der Sohn Ferdinand Adolf wird Besitzer der Herrschaft Nordkirchen.
1698/99 Die jetzige Kirche wurde gebaut. Die Vikarie stand immer noch unter dem Archidiakonat Werne, das der Propst von Cappenberg innehatte. Capelle besaß das Beerdigungsrecht.

Über dem Eingang an der Südseite der Kirche wurde das bischöfliche Wappen angebracht. Leider sind durch Witterungseinflüsse Wappen und Jahreszahl unkenntlich geworden. Erbauer der Kirche war der damalige Besitzer von Nordkirchen und des Capeller Beifangs: Ferdinand Adolf von Plettenberg. NachAnsicht des Provinzialkonservators vom I4.6. 1944 ist der westliche Teil der Kirche von Capelle ein schlichter, aber gediegener Barrockbau aus der Zeit um 1700. Um diese Zeit wurde auch die Orgelbühne mit einer dazugehörenden Wendeltreppe gebaut. Quittungen über die Bezahlung der Arbeiten für die Errichtung der Kirche befinden sich im Archiv Plettenberg (Landschaftsverband in Münster).