100 Jahre Grundschule Südkirchen 1896 -1996

Ein Bericht von Sabine Alfing

Als vor etwas mehr als 100 Jahren, nämlich im April 1896, der Vorläufer der heutigen Grundschule in Südkirchen an der Stelle, an der sie sich heute befindet eröffnet wurde, trug sie noch einen anderen Namen: Sie wurde als »Katholische öffentliche Volksschule« in Südkirchen bezeichnet. ihrer Gründung und ihrer 100jährigen Geschichte widmet sich der nachfolgende Artikel. Selbstverständlich gingen die Südkirchener Kinder nicht erst seit 1896 zur Schule. Vor Errichtung der neuen Volksschule wurde der Unterricht zunächst bis zum 15. Oktober 1855 in der ehemaligen Küsterei am Kirchplatz abgehalten. Dort unterrichtete ein Lehrer, der gleichzeitig auch die Stelle des Küsters innehatte, Mädchen und Jungen aller Altersstufen gemeinsam in einer Klasse. 1828 betrug die Zahl der schulpflichtigen Kinder bereits 180; drangvolle Enge und sehr erschwerte Unterrichtsvoraussetzungen werden die Folge gewesen sein. Da diese Zustand auf Dauer nicht haltbar war, kaufte die Gemeinde im Jahre 1854 das Haus des Händlers Bernhard Reher, Dorf Nr. 26 (heute Markt 5), für 5.400,- Mark an und richtete dort einen Klassenraum ausschließlich für Mädchen sowie eine Dienstwohnung für die neu eingestellte Lehrerin Bernhardine Lohkamp aus Ascheberg ein. Die jungen wurden weiter gemeinsam im bereits vorhandenen Klassenraum in der Küsterei unterrichtet.

Im Laufe der Jahre erwies sich auch diese Lösung als unzureichend. Im Juni 1894 erichtete daher die Abteilung »Kirchen- und Schulwesen« der Königlichen Regierung in Münster an den Landgraf Graf von Wedel in Lüdinghausen, daß die Südkirchener Schulverhältnisse dem Normalzustand nicht mehr Genüge trügen. 187 Kinder würden von zwei Lehrpersonen in zwei Klassen unterrichtet; normal sei indes eine Klassenstärke von maximal 70 Schülerinnen und Schülern.Aus diesem Grunde sei die Errichtung eines neuen Klassenzimmers und die Anstellung einer weiteren Lehrperson erforderlich.

Bereits im Oktober 1894 entsprach die Gemeindeversammlung Südkirchen der Aufforderung der Regierung. Sie beschloß, auf dem Grundstück Dorf Nr. 84 (heutiger Standort) eine Knaben- und eine Mädchenschule nebst Lehrer und Lehrerinnenwohnung neu zu errichten; die bisherige Jungenschule in der Küsterei sollte zu diesem Schulzimmer für die neu einzurichtende gemischte Unterklasse umgebaut werden und eine Lehrerwohnung erhalten. Die Baukosten wollte die Gemeinde bei der Kreissparkasse in Lüdinghausen entleihen; außerdem hoffte sie auf Beihilfen das Staates und des Kreises.

Im Frühsommer 1895 lag nach einigen Verzögerungen ein Bauentwurf des Kreisbaumeisters Wethmar vor, den die Münsteraner Regierung am 18. Juni des Jahres genehmigte. Sie ordnete zudem an, daß der Bau spätestens bis zum 1. Juli 1896 fertiggestellt sein müsse. Als schließlich der zuständige Kreisausschuß die Erlaubnis zur Aufnahme einer Geldanleihe zur Kostendeckung gegeben hatte, teilte die Amtsverwaltung dem Südkirchener Gemeindevorsteher Wissmann am 19. September 1895 mit, daß nunmehr mit dem Neubau begonnen werden könne.

Leider liegen die Akten, die im Nordkirchener Gemeindarchiv den Schulbau in Südkirchen dokumentieren, keinerlei Pläne bei. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, daß es sich bei dem zu errichtenden Gebäude um ein 1 1/2 geschossiges Haus handelte, das neben zwei Klassenräumen noch je eine Lehrerdienstwohnung im Erdgeschoß sowie im Dachausbau beherbergte.

Für den Neubau wurde insgesamt ein Kostenaufwand von 24.000,- Mark ver anschlagt. Diese Summe wurde nur geringfügig überschritten, wobei die erhofften Beihilfen sich allerdings auf einen Kreiszuschuß in Höhe von 2.000,- Mark beschränkten. Auch der Fertigstellungstermin der neuen Schule konnte nicht nur eingehalten, sondern sogar unterschritten werden. Ein offizielles Eröffnungsdatum des neu errichteten Gebäudes wird in den Akten ebenfalls nicht mitgeteilt. Da indes die Münsteraner Regierung am 8. April 1896 den Schulamtsbewerber Anton Otte aus Rösebeck im Kreis Warburg zur dritten Lehrkraft an der Südkirchener Schule ernannte, liegt der Schluß nahe, daß die Schule in den ersten Apriltagen dieses Jahres ihre Tore öffnete.

Die Gemeindeverwaltung hätte es allerdings damals weit lieber gesehen, wenn statt des Lehrers Otte eine weibliche Lehrkraft angestellt worden wäre. Mehrfach ergingen dementsprechende Anträge an die Regierung; man war der Ansicht, daß sich eine Frau für den Unterricht in der gemischten Unterklasse, den Otte übernahm, eher eignete. Außerdem kostete die auf Ausgabenminimierung bedachte Gemeinde eine Lehrerin jährlich 800,- Mark, während ein besser verdienender Lehrer mit immerhin 1.050,- Mark die Kasse belastete. Unterrichtet wurde nunmehr von drei Lehrkräften: Der bereits 1871 angestellte Bernhard Willing war für die Knabenklasse verantwortlich. Bis 1895 hatte er nach althergebrachter Manier gleichzeitig das Amt des Küsters versehen, mußte es jedoch - im Zuge der Trennung beider Berufe voneinander - aufgeben. Neben ihm leitete die seit 1894 in Südkirchen tätige Amalie Terharn aus Everswinkel den Unterricht in der Mädchenklasse, und der bereits erwähnte Lehrer Otte übernahm die jüngsten Kinder in der neuen Unterklasse.

Kleinere Mängel, die sich nach der Aufnahme des Lehrbetriebes herausstellten, konnten von der Gemeindeverwaltung rasch beseitigt werden. So beanstandete die Münsteraner Regierung im November 1896, daß im Schulzimmer der Knabenklasse Vorhänge fehlten, wodurch die Schüler bei Sonnenschein sehr geblendet und ihre Augen nachtheilig angegriffen würden. Ebenso wurden die Schulbänke im Zimmer der Unterklasse für ungeeignet, weil zu groß befunden. Man hatte die jüngsten Schülerinnen und Schüler damals bis zum Umbau der ehemaligen Jungenschule in der Küsterei kurzerhand im Gebäude der früheren Mädchenklasse untergebracht und das dortige Mobiliar unverändert übernommen. Die Regierung zeigte sich äußerst unwillig über die fehlende Umarbeitung der Bänke für die jüngsten Kinder, zumal sie allein durch die Halsstarrigkeit eines Communalbeamten nicht ausgeführt worden sei.

Im Jahre 1905 schließlich kritisierte die Regierung den Zustand des alten Turnplatzes beim Kirchhof Die dort vorhandenen Reste der Turnecke hinterließen den Eindruck der Verwahrlosung und sollten entfernt werden. Wichtiger als diese eher geringfügigen Mängel erwies sich indes ein anderer Umstand: Die Zahl der schulpflichtigen Südkirchener Kinder wuchs ständig. Im Sommer 1907 betrug sie bereits 247; die zulässige Klassengröße war damit erneut weit überschritten. Bei dieser Sachlage ersuche ich ergebenste auf die Einrichtung einer neuen Klasse rechtzeitig Bedacht zu nehmen, hieß es deshalb im Oktober des Jahres seitens der Kreisschulinspektion in Lüdinghausen. Das altbekannte Problem stellte sich damit erneut: Die gerade 11 Jahre alte Südkirchener Schule platzte schon wieder aus allen Nähten.

Wiederum wurde nach einem Beschluß der Südkirchener Gemeindeverordneten der Kreisbaumeister Wethmar zu Rate gezogen; er bescheinigte im Dezember 1907: Die Fundamente sowie die aufgehenden Mauern des Gebäudes sind hinreichendstark, daß unbedenklich das Gebäude durch den Auf bau eines Stockwerkes vergrößert werden kann. Im fertig ausgebauten Zustand sollte die Schule nunmehr drei Klassenräume sowie je zwei Wohnungen für Lehrerinnen und Lehrer umfassen. Die Kosten für die geplante Aufstockung bezifferte Wethmar auf 12.500,- Mark.

Der im Mai 1908 genehmigte Bauplan ließ sich allerdings nicht reibungslos umsetzen. Zwar sollte der Umbau der Schule zum 1. Oktober des Jahres beendet sein, doch die Arbeiten verzögerten sich nicht unerheblich. Die zum 1. Oktober neu eingestellte Lehrerin Haselhoff aus Darfeld mußte daher einer anderweitigen Verwendung zugeführt werden und konnte ihre Tätigkeit in Südkirchen nicht antreten; auch sah sich die Amtsverwaltung Nordkirchen bemüßigt, die Kreisschulinspektion in Lüdinghausen zu bitten, die neue Schule in Südkirchen erst Ostern 1909 zu eröffnen.

Am 1. April 1909 erhielt das fertiggestellte Gebäude schließlich die Abnahmebescheinigung: Die Gemeinde Südkirchen hat das Schulgebäude in Südkirchen durch den Aufbau eines Stockwerkes enthaltend ein Schulzimmer und zwei Lehrerinnenwohnungen erweitert und zugleich die Abortanlage vergrößert. Auch diesmal wurden die geplanten Kosten des Anbaus nicht überschritten.

Als neue Lehrkräfte stellte die Gemeinde nun den Schulamtsbewerber Wendelin Kramann aus Detmold ein, der an die Stelle des gleichzeitig pensonierten Lehrers Willing trat sowie Elisabeth von Haxthausen, die allerdings nur ein Jahr in Südkirchen blieb. Die Volksschule in Südkirchen verfügte damit im April 1909 über vier Schul klassen und vier Lehrpersonen. Außer dem Raum in der kleinen Schule am Kirchplatz, in dem weiterhin die Mädchen und jungen der Unterklasse unterrichtet wurden, konnten nun ein Raum für die sogenannte Mittelklasse, die die ca. 8- bis 11jährigen Mädchen und Jungen besuchten, sowie je ein Raum für die getrennten Mädchen- und Jungenoberklassen für den Unterricht genutzt werden. Koedukation galt Anfang dieses Jahrhunderts noch nicht als wünschenswert: Wo Mädchen und jungen gemeinsam unterrichtet wurden, saßen sie streng voneinander getrennt jeweils auf der rechten bzw. linken Seite des Klassenzimmers, und selbst auf dem Schulhof durften sie nicht miteinander spielen, sondern hatten sich in exakt voneinander getrennten Bereichen aufzuhalten.

Außerdem bot die Schule nun dreien der vier dort tätigen Lehrkräfte eine Dienstwohnung im Gebäude selbst und zwar jeweils in der Mitte des Erd-, des Ober- sowie des Dachgeschosses. Der für den scheidenden Anton Otte am 1. Oktober 1903 eingestellte Anton Gesterkamp lebte um Erdgeschoß. Er wurde im übrigen im Dezember 1909 zum ersten Südkirchener Hauptlehrer ernannt. Über ihm wohnte seine Kollegin Bernhardine Naendrup, die seit dem 1. April 1905 unterrichtete, und im Dachgeschoß schließlich Elisabeth Ernst, die im April 1910 die Stelle der nur kurz an der Schule tätigen Elisabeth von Haxthausen einnahm.

Allzu komfortabel und geräumig dürfen wir uns diese Wohnungen heute nicht vorstellen, doch sie entsprachen dem damaligen Standard und wurden zudem dem Lehrpersonal für eine nicht allzu hohe Miete, zu der auch noch ein Mietzuschuß gezahlt wurde, zur Verfügung gestellt. Trotzdem kam es später zu Beschwerden, denn die Gemeinde versäumte es wohl aus finanzieller Not, notwendige Instandsetzungsarbeiten durchführen zu lassen. So stellten im September 1931 alle drei Lehrkräfte gemeinsam den Antrag, in ihren Dienstwohnungen je eine Spülklosettanlage einbauen zu lassen. Genau wie alle Schülerinnen und Schüler mußten sie nämlich die auf dem Hof liegenden traditionellen »Plumpsklos« benutzen; zu dieser Unannehmlichkeit wollten sie sich nun nicht mehr bereitfinden.

Ihr Antrag wurde aus finanziellen Gründen abgelehnt, da die Regierung in Münster der Gemeinde keine Öffentlichen Zuschüsse für ein derartiges Bauvorhaben bewilligte. Eine ähnliche Erfahrung mußte im Juli 1941 auch Klara Kasberg machen, die nach der Pensionierung Bernhardine Naendrups Lehrerin in Südkirchen wurde. Auch sie beklagte sich über die mangelnden sanitären Einrichtungen, aber auch darüber, daß die Fenster an der Westseite ihrer Wohnung derart schlecht und undicht seien, daß bei Regenwetter das Wasser bis in die Mitte des Zimmers läuft Neue Fenster erhielt sie zwar, aber auf den Komfort zeitgemäßer sanitärer Anlagen mußten Lehrpersonal und Schulkinder bis zum Jahre 1949 warten.

Die Ablehnung solcher Anträge durch die Gemeinde geschah zur damaligen Zeit nicht aus falsch verstandener Sparsamkeit, sondern aus akuter finanzieller Not. 1926 schloß in Selm die Zeche »Hermann« ihre Pforten; unter den Entlassenen waren auch viele Südkirchener, die bislang in Brot und Arbeit gestanden hatten. Auf die Gemeinde kamen nunmehr Unterstützungszahlungen in kaum zu verkraftender Höhe zu. So heißt es in einem Antrag auf finanzielle Zuschüsse im Jahre 1931 denn auch: Die schwierige Lage, in die die Gemeinde geraten ist, ist verschuldet durch die Wohlfahrtslasten. Am 1. September 1931 zählte die Gemeinde ... 269 Unterstützungsempfänger = 20 % der Einwohner, während der Kreisdurchschnitt 10 % beträgt. An dieser mißlichen Situation sollte sich sobald nichts ändern, denn genau acht Jahre später begann der 2. Weltkrieg, der außer weiteren finanziellen Belastungen auch Materialknappheit mit sich brachte. So verwundert es nicht, wenn der Haushaltsplan Ende 1939 mit den Worten Die Etatslage ist ... äusserst trostlos kommentiert wird.

Die schulischen Investitionen der Gemeinde waren demzufolge eng begrenzt; bezahlt wurden nur dringend nötige Renovierungsarbeiten oder kleinere Anschaffungen wie Garderobenhaken, Teppichmatten u. ä. Beschwerden auch behördlicherseits waren die Folge. Im November 1936 schaltete sich gar das Gesundheitsamt in Lüdinghausen ein, das u. a. auf die Anschaffung neuer Schulbänke bestand, da die bisherigen der Größe der Kinder nicht entsprächen und zu Haltungsfehlern führen würden. Entsprechen konnte die Gemeinde solchen Wünschen allerdings nur dann, wenn sie ausreichende öffentliche Zuschüsse erhalten konnte.

Ungeachtet der finanziellen Misere blieb die Zahl der Südkirchener Schülerinnen und Schüler weiter hoch; 1931 betrug sie 228, 1939 253 Kinder. Gleichzeitig stiegen die Ansprüche an die Organisation und die Qualität des Unterrichts. Aus diesem Grunde kam es 1938/39 zu einem Schulu und -erweiterungsbau; neu geschaffen wurden außer einem weiteren Klassenzimmer zwei Räume, die als Lehrmittelraum sowie Konferenzzimmer dienten. Deren vollständige Einrichtung zog sich allerdings aufgrund der bekannten Finanznot über mehrere Monate hin. Angesichts der geldlichen Engpässe scheint der zuständige Gemeindevertreter im August 1938 die Notwendigkeit gleich zweier Abbilder des nationalsozialistischen »Führers« für die Ausstattung des neuen Klassenzimmers mißbilligt zu haben: Das Hitlerbild mit Silberrahmen strich er mit dickem rotem Stift aus dem Angebot für die vorgesehene Einrichtung des Klassenzimmers heraus, während Hitler mit Kinder im Silberrahmen angeschafft werden durfte.

Die Südkirchener Schule war in den dreißiger Jahren eine katholische Anstalt in einem katholisch geprägten Umfeld; deshalb blieben gewisse Konflikte während der Zeit des Nationalsozialismus nicht aus. So kam es u. a. zu Auseinandersetzungen um die in den Klassen abgehängten Kreuze, die z. T. von den Schülern in Eigeninitiative wieder ersetzt wurden, oder um das Aufhängen einer Geburtsglocke, die die Gemeinde am östlichen Giebel des Schulgebäudes anbringen wollte. Ernsthafteren Charakter besaß indes ein Streit mit der Kirchengemeinde, der in den Jahren 1937/38 erwuchs. Der damalige Pfarrer Gröne beabsichtigte nämlich plötzlich, im Klassenraum der kleinen Schule Religions unterricht erteilen zu wollen. Als er auf seinen Antrag beim Landrat keine Antwort erhielt, kündigte die Kirchengemeinde Südkirchen der politischen Gemeinde kurzerhand am 30. Juli 1938 das dortige Schulzimmer, weil sie es für eigene Zwecke benötigte. Der mutmaßliche Hintergrund dieser Kündigung bestand allerdings darin, daß der Raum für die Zusammenkünfte der Hitlerjugend genutzt werden sollte, was der Pfarrer wohl zu verhindern suchte. Erfolg war seinem Vorstoß jedoch nicht beschieden, denn der Landrat wies die Kündigung als unberechtigt zurück und instruierte zudem den Nordkirchener Amtsbürgermeister Zurstiege, dem Pfarrer das Betreten des Klassenraums zu untersagen.

Eine weitere direkte Folge der Auseinandersetzung mit dem nationalsozialistischen Regime war die Entlassung der Lehrerin Elisabeth Ernst am 31. März 1937. Frau Ernst stammte gebürtig aus Nordkirchen und unterrichtete vorwiegend in der gemischten Unterklasse. Ehemalige Schülerinnen und Schüler beschreiben sie als »lieb und freundliche, im Gegensatz zum übrigen Lehrpersonal habe sie nicht zum Rohrstock gegriffen, wenn ihre »Kinder« gegen die schulische Disziplin verstoßen hatten. Sie habe gut mit kleinen Kindern umgehen können und auch schon mal aus dem Märchenbuch vorgelesen, wenn alle brav waren. Elisabeth Ernst war aber auch eine tiefgläubige Katholiken, woraus sie kein Geheimnis machte. Dieser Umstand muß ihr letzlich zum Nachteil gereicht haben, denn sie wurde schließlich wegen angeblicher Dienstunfähigkeit - sie war schwerhörig - zwangspensioniert. Später machte sie sich als Heimatdichterin einen Namen; heute ist eine Straße in Südkirchen nach ihr benannt.

Während des letzten Kriegsjahres wurde der Unterricht erheblich durch ständige Alarme und gelegentliche Luftangriffe erschwert; ein Großteil des Unterrichts fiel deshalb aus. Der wiedereinsetzende schulische Alltag wurde später erneut durch das altbekannte Problem der Raumnot geprägt, denn die Schülerzahl wuchs durch die Zuwanderung von Flüchtlingen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten; zudem genügten Klassengrößen von 70 bis 80 Kindern zunehmend nicht mehr den Anforderungen des modernen Unterrichtswesens. Anfang Januar 1956 wurde zudem die bis zu diesem Zeitpunkt genutzte kleine Schule am Kirchplatz geschlossen, aus hygienischen Gründen und wegen mangelnder Beheizungsmöglichkeit, wie die Schulchronik dieses Jahres vermeldet.

Alle diese Kinder mußten nun in der Schule an der Hauptstraße unterrichtet werden. Daher wurde das Gebäude 1957/58 auf seiner rückwärtigen Seite noch einmal um einen Abbau erweitert; er enthielt sanitäre Anlagen und eine Dusche, je ein Zimmer für den Schulleiter und das Lehrpersonal, einen Lehrmittelraum und einen Mehrzweckraum.

Ihr heutiges Aussehen erhielt die Südkirchener Schule allerdings in den sechziger Jahren. Zunächst als erneuter, wenn auch sehr weitreichender Erweiterungsbau geplant, wurde schließlich bis auf einen Rest an der östlichen Gebäudeseite und den Anbau von 1958 die gesamte alte Schule mitsamt der Dienstwohnungen abgerissen und wich einem Neubau, der am 17. Februar 1964 bezogen werden konnte. Er enthielt sieben Klassenräume, fünf Lehrmittelräume, einen Mehrzweckraum, je einen Raum für Schulleiter und Lehrpersonal sowie einen Untersuchungsraum.

Der Bau einer Sporthalle 1986/87 sowie ein Ausbau des südwestlichen Teils des Obergeschosses um zwei Räume 1992/93 vervollständigen schließlich das Bild der heutigen Südkirchener Schule.

Damit schließt sich der Bogen der 100jährigen Geschichte der ehemaligen Katholischen Volksschule und heutigen Grundschule Südkirchen. Sie hat eine wechselhafte, nicht immer leichte Geschichte mit vielen Problemen erlebt, die hier sicher nicht vollständig wiedergegeben werden konnten.

Die Geburtstagsfeier fand in einer Projektwoche vom 23. bis 27. sowie einer Feier am 28. September 1996 statt.