SCHLOSS NORDKIRCHEN

EIN HISTORISCHER EINBLICK: TEIL 1

Im Schlosspark von Nordkirchen bezeichnet ein Steinkreuz die Stelle, an der um das Jahr 1000 das erste Gotteshaus des nochmaligen Kirchspiels Nordkirchen errichtet wurde. Schon früher war in unmittelbarer Nachbarschaft ein Oberhof vorhanden, zu dem noch 33 Unterhöfe gehörten. Ludger, der erste Bischof von Münster, hatte diesen Güterkomplex von Kaiser Karl dem Großen zur Ausstattung seines neuen Bistums erhalten und ihn um das Jahr 800 der neu gegründeten Abtei Werden zum Geschenk gemacht.

Verwalter und Pächter der 'villicatio Nortkirchen' waren - möglicherweise schon seit dem 13. Jahrhundert die Herren von Morrien. Im Jahre 1350 erwirbt Johann 11. von Morrien das Erbmarschallamt des Bistums Münster. 300 Jahre lang gingen aus diesem Geschlecht die Anführer der Ritterschaft und die Vorsitzenden der Landtage im Münsterland hervor. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts sieht sich Johann 111. von Morrien gezwungen, in Nordkirchen ein festes Haus zu bauen, um dort seinen umfangreichen Besitz zu sichern. Im Tausch erhält er vom Kloster Werden mehrere Grundstücke, auf denen er die erste Wasserburg Nordkirchens errichtet. Aber schon nach 100 Jahren war sie einem Angriff mit Feuerwaffen nicht mehr gewachsen. Der `Herr zu Nordkirchen' erhält vom Kloster Werden erneut Grundstücke und lässt außerdem die alte Kirche und den Friedhof beseitigen. Auf den so gewonnen Flächen legt Gerhard 111. von Morrien ein weiträumiges Verteidigungssystem an. Die Hauptbaumaßnahme war die Errichtung hoher Dämme mit vorgelagerten schweren Geschütztürmen. Der Aushub der breiten Außengräften wurde als Füllmaterial für die gewaltigen Wallanlagen verwandt.

Im Jahre 1561 kann Gerhard IV. mit einem größeren Kapital die Erbpacht des Nordkirchener Lehen des Klosters Werden ablösen. Damit waren die Herren von Morrien in den Besitz der Klostergüter in ihrem Herrschaftsbereich gekommen.

Nach dem Aussterben der Nordkirchener Linie der Herren von Morrien erwirbt der Fürstbischof Friedrich Christian von Plettenberg-Lenhausen im Jahre 1694 ihre Güter. Als er den Plan fasste, ein Schloss für seine Familie zu bauen, dachte er zunächst nur an eine Modernisierung der alten Wasserburg Nordkirchen und beauftragte seinen Hofarchitekten, Gottfried Laurenz Pictorius, den Baubestand genau aufzumessen. Diese Unterlagen hat dann Peter Pictorius, ein Bruder des vorgenannten Architekten. dazu verwandt, das bekannte Vogelschaubild der alten Wasserburg zu zeichnen. Dadurch wurde uns ein getreues Abbild der Anlage überliefert, die 150 Jahre lang eine der größten und stärksten Burgen des Münsterlandes gewesen ist.

Nach zahlreichen Entwürfen entschloss sich der Fürstbischof jedoch für einen Neubau an Stelle der Burg. Die Außengräften wurden rechtwinklig begradigt, die hohen Dämme abgetragen, die Innengräfte zugeschüttet, die Schlossinsel erhöht. Die vier alten Türme wurden durch achteckige Pavillons ersetzt.

Auf der nödlichen Hälfte der Schlossinsel plante Pictorius das 'corps de logis', das herrschaftliche Wohngebäude mit zwei vorgesetzten PavilIons. Nach Süden schlossen sich der östlich gelegene Kapellenflügel und der westliche Dienerschaftsflügel an. Eine geschwungene niedrige Mauer mit Törpfeilern trennt die 'cour d'honuer', den 'Ehrenhof, vom Wirtschaftshof mit dem östlichen Viehund Bauhaus und dem westlichen Pferdestall.

Im Jahre 1703 erfolgt die Grundsteinlegung des 'corps des logis'. Aber schon drei Jahre später stirbt der Bischof, und sein Bruder, Domprobt Ferdinand von Plettenberg, führt die Bauarbeiten weiter. Nach seinem Tode übernahm im Jahre 1712 der Neffe Freiherr Ferdinand von Plettenberg die Administration der Nordkirchener Güter.

(Quelle: Schloss Nordkirchen, Das größte Wasserschloss Westfalens, Herausgeber: Verein der Freunde und Förderer des Schlosses Nordkirchen)