Vorwort

Allen Betern in unserer Pfarrkirche! Allen Besuchern unserer Pfarrkirche!

Immer und zu allen Zeiten haben Christen Gott Dank gesagt. Dieser Dank wurde zu einem geschichtlichen Zeugnis, auch bei uns in Nordkirchen. Die Pfarrkirche ist immer Mittelpunkt des Ortes Nordkirchen gewesen, Der barocke Bau, vor allem der unverwechselbare Turm künden allen Besuchern von weitem schon an: hier ist Nordkirchen - hier waren berühmte Architekten und Bauleute ihrer Zeit am Werk: Johann Conrad Schlaun und Gottfried Laurenz Pictorius.

Älter als das"Zeugnis" aus Stein sind allerdings Urkunclen über die Gründung der Pfarrei, ihre Pfarrer und die vielen schriftlichen Zeugnisse über das aktive Leben, das sich seit der Gründung der Pfarrei im Jahre 1022 bis zum heutigen Tage erstreckt.

Diese Schrift soll allen eine kleine Hilfe sein, aus der Geschichte unserer Pfarrei zu lernen, um auch in der heutigen Zeit vielen ein lebendiges Glaubenszeugnis zu vermitteln.



Nordkirchen, im Januar 1986



Diakon Manfred Zimmermann







Die Pfarrei SL Mauritius Nordkirchen und ihre Pfarrer



Die Pfarrei Nordkirchen stammt ursprünglich von der Pfarrei Werne ab. Urkundlich geschah dies im Jahre 1022 durch Bischof Sigfrid von Münster, der27 Höfe der Pfarre Werne zurAusstattung der neuen Kirchezu Ithari verwenden wollte. Unter anderen wurden die Kirchspiele Südkirchen und Nordkirchen losgelöst von der Pfarre Werne.



Ithari: so wurden drei Oberhöfe zu Zeiten Kaiser Karls des Großen bereits benannt, die dieser Bischof Luidger zum Geschenk gemacht hatte. Die drei Höfe Ithari wurden zur Grundausstattung der heutigen Pfarreien Nordkirchen, Südkirchen und Capelle bestimmt



Während Nordkirchen und Südkirchen urkundlich 1022 zur Pfarrei bestimmt wurden, ist Capelle erst im Jahre 1900 Pfarre geworden. Bischof Luidger schenkte die Höfe seiner Abtei Werden-(zssen). Die Höfe selbst wurden von der Pfarrei Werne weiterhin verwalte t. Es kann angenommen werden, daß erst mit der Ernennung des ersten Pfarrers 1283 die Pfarre St. Mauritius Nordkirchen ihre seelsorgliche Arbeit entfaltete.

Und hier die Namen und die Antrittsjahre der Pfarrer in Nordkirchen:



1283 Heinrich

1351 Eberhard von Oeuthe

1473 Tonies"kerkher und scholemester"

-1525 Joh. Winter

1525 Bernhard Strickholt

1529 Joh. Morrien

1550 Gerd Morrien (abgesetzt)

1551 Domherr Bernard von Münster

Bis 1599 wurden die Pfarrer vom Abt von Werden präsentiert (ernannt). In diesem Jahr überließ Abt Heinrich Duden dem Herrn von Morrien das Ernennungsrecht für die Pfarre "auf ewige Zeiten".

1601 Gerhard Hülsfort

1617 Gerhard Ellerink

1668 Jordanäus

1674 übertrug der Abt zu Werden das Ernennungsrecht dem Bischof zu Münster unter der Vorgabe, jener Übertrag an die Herren von Morrien zu Nordkirchen aus dem Jahre 1599 sei ohne Zustimmung des Kapitels zu Werden geschehen.

Jetzt besetzte der Bischof mehrmals die Pfarrstelle, doch die Herren von Morrien protestierten.

1717 ernannte von Plettenberg zu Nordkirchen Herrn Nagel, der Bischof bestellte Herrn Berlage.

Daraufhin wurde ein Prozeß geführt, zunächst in Münster, schließlich in Rom. Das Ergebnis des langen Prozesses: das Emennungsrecht wurde im Jahre 1723 wieder den Herren zu Nordkirchen zuerkannt.

1725 Alexander Moll

1739 Joh. Jelkmann

1772 Anton Wiese

1801 Konrad (Pfarrverwalter)

1805 Schwane

1835 Nordmann

1870 Terfloth

1879 Joh. Reiermann (Pfarrverwalter)

1893 Josef Kerkhoff

1923 Hermann Pricking

1946 Bernhard Vornholt

1951 Wilhelm Werdelhoff

1973 Alfred Albeck

1984 Werner Frye



Die Pfarrer Josef Kerkhoff, Hermann Pricking, Bernhard Vornhoft und Wilhelm Werdelhoff sind auf dem Friedhof in Nordkirchen bestattet.





Das Patronat über Kirche und Pfarrei



Die Herren von Morrien, die die erste Burg in Nordkirchen erbauten, wurden mit dem Besitz lthari belehnt.



Das Patronat über die Kirche und Pfarrei hatte die Abtei Werden inne. Erst im Jahre 1599 übertrug der Abt von Werden den Herren zu Nordkirchen das Präsentationsrecht. 1674 kommt es wegen dieses Rechts zu einem langen Prozeß zwischen den Herren zu Nordkirchen und dem Abt zu Werden. Dieser Prozeß wurde zunächst in Münster am Sitz des Bischofs geführt. Da die streitenden Parteien zu keinem Ergebnis kamen, führten sie den Prozeß in Rom weiter. Mittlerweile war die Herrschaft in Nordkirchen von den Morriens auf die Plettenberger übergegangen, was aus der Ernennung des Herrn Nagel als Pfarrer von Piettenberg im Jahre 1717 zu ersehen ist.



Das Ergebnis dieses Prozesses hält eindeutig an den alten Stammrechten der Herren zu Nordkirchen fest, die das Präsentationsrecht zur Besetzung der Pfarrstelle in Nordkirchen weiterhin innehaben. Dieses Recht wurde zum letzten Male wahrgenommen bei der Besetzung der Pfarrstelle Nordkirchen im Jahre 1951 (Ernennung von Pfarrer Werdelhoff) durch den damaligen Herzog von Arenberg zu Nordkirchen.



Mit dem Präsentationsrecht verbunden war auch die Unterhaltung des Pfarrers in Nordkirchen. So finden wir in alten Schriften die Bemerkung: "Der Pfarrer von Nortkerken hat 1313 ein Einkommen von 10 Mark".



Die Kirchbauten der Pfarre Nordkirchen



Mit der Gründung der Pfarrei und der Ernennung des ersten Pfarrers wurde auch eine Kirche gebaut. Sie stand - wie das Dorf Nordkirchen auch - in unmittelbarer Nähe der Burg Nordkirchen. Heute erinnert an die wohl erste Kirche ein Kreuz im Schloßpark in der Nähe der Mensa. Der Kirchbau selbst hat eine wechseivolle Geschichte,



Am 14. 7. 1524 beklagte der Abt von Werden in einem an Gerhard von Morrien gerichteten Brief, daß er die Kirche habe abbrechen lassen. Er verlangte, daß sich Gerhard von Morrien gegen die Anklage verantworte. Gerhard von Morrien hatte tatsächlich die Kirche abreißen lassen, denn er lag mit seinen Nachbarn im Streite und wollte deshalb die Burganlagen ausbauen und stärkere Befestigungen anlegen.



Zwar hatte ihm der Abt genehmigt, die Burgbefestigungen ausbauen zu dürfen, doch den Abriß der Kirche und die Verlegung an den heutigen Standort der Kirche samt des Friedhofs hatte Gerhard von Morrien ihm verschwiegen.



1526 bat Gerhard von Morrien, Burgherr zu Nordkirchen, Papst Klemens VII., die Kirche in unmittelbarer Nähe der Burg abreißen zu lassen, eine neue jedoch einen Kilometer weiter westlich in der Bauernschaft Deipenbrock wiederaufzubauen, dort Grundstück für das Pastorat anzuweisen und den alten Kirch-, Pfarr- und Dorfgrund an sich zu nehmen



1526 genehmigte der Papst den Abriß der alten und den Neubau der neuen Kirche, allerdings unter der Bedingung, Steine und Holz der alten Kirche beim Neubau vollends zu verwenden.



Ebenfalls mußte er einen neuen Friedhof anlegen und die Gebeine des alten Friedhofs auf dem neuen bestatten lassen. Ferner wurde zur Auflage gemacht, an der Stelle, an der die Kirche gestanden hatte, eine Kapelle zu errichten.



Die Kirche am heutigen Standort wurde gebaut von Werkmeister Henrik des Suer und dessen Sohn Johann aus Coesfeld.



Am 11. 6. 1536 hat Fürstbischof Franz von Waldeck, Bischof zu Münster, die Kirchenverlegung sanktioniert, d. h. erlaubt, Gottesdienst in der neuen Kirche zu feiern.



Erst im Jahre 1541 bescheinigte nach langen und schwierigen Streitereien Bischof Franz von Münster Gerhard von Morrien, die neue Kirche entspreche voll und ganz ihrem Zweck, und er sei allen Auflagen des Papstes nachgekommen.



Die Kirche, die Gerhard von Morrien in seiner Zeit erbauen ließ, stand nicht sehr lange. Vielleicht war sie zu klein oder sogar baufällig, denn um 1715 wurde die jetzige Kirche auf dem Grund ihrer Vorgängerin neu errichtet, und zwar von Ferdinand von Piettenberg und Bernhardine von Westerholt. Die Kirche wurde mit einem Gelübde erbaut, die Ferdinand von Piettenberg meistens während einer schweren Krankheit machte und auf einem Blatt verzeichnete. Diese Bemerkung lautet:"1715 habe ich gelobt innerhalb vier Jahren, wovon 1719 das letzte ist, die Kirche im Dorf Nordkirchen neu aufgebaut zu haben, wo einst die Herren von Morrien das viel umstrittene Gotteshaus errichtet haben".



Die Maurerarbeiten wurden von den Meistern Affhupe und Russweg ausgeführt. Letzterer erbaute insbesondere den Turm nach dem Plan von (vermutlich) Gottfried Laurenz Pictorius.



Bei der Innenausstattung war der Maler Larwell beteiligt. Der Bildhauer Kocks führte die Bildhauarbeit am Portal der Kirche aus, das heute noch das Wappen des Stifters enthält, wie es auch im Innern der Kirche noch als Abschluß einer Vierung in Höhe des jetzigen Altars zu sehen ist. Die Kosten für den Kirchbau waren in den Kosten des Schloßbaues miteinbezogen,



An Stelle der alten Kirche in derNähe der Burg hatte Gerhard von Morrien gemäß der Bedingung des Papstes eine Kapelle errichten lassen. 1607 gestattete Papst Paul V. den Abriß der Kapelle, die dann auch 1609 abgerissen und durch ein Steinkreuz ersetzt wurde. Das Kreuz verschwand gänzlich 1886.



Seit Anfang unseres Jahrhunderts erinnert ein Steinkreuz an den Platz der alten Kirche. Der Korpus wurde in den 70er Jahren durch einen Bronzekorpus ersetzt.







Das Armenhaus in Nordkirchen - Ferdinand Hospital



Im Jahre 1484 hatte Gerhard von Morrien an der alten Kirche in unmittelbarer Nähe der Burg die Vikarie des Heiligen Stephanus gegründet.



Im Jahre 1556 stiftete ein anderer Gerhard von Morrien und seine Gattin Maria von Wendt das Armenhaus zu Nordkirchen für fünf arme Leute.



1730 ließ Wilhelm Ferdinand von Plettenberg das Armenhaus für 4000 Taler erneuern durch ein großzügig angelegtes Hospitat, das sogenannte Ferdinand-Hospital, unmittelbar neben der Kirche. Dieses Armenhaus ist in seiner baulichen Gestalt noch erhalten als Teil der Kinderheilstätte für geistig behinderte Kinder in Nordkirchen am Mauritiusplatz, Über einem Nebeneingang - dem Westportal der Kirche gegenüber - finden wir ebenfalls sein Famitienwappen.



Der großzügige Gönner für Schloß und Pfarre Nordkirchen starb im Jahre 1737 in Wien, wo er auch bestattet ist.



Kurioserweise wurde sein Herz aufgrund seiner testamentarischen Entscheidung in dem von ihm gestifteten Kapuzinerkloster in WittemINiederlande bestattet. Dieses Kloster existiert noch heute in seiner barocken Ehrwürdigkeit und sein testamentarischer Auftrag wird heute noch von Redemptoristenpatres erfüllt. Wittem ist ein Wallfahrtsort zu Ehren des Heiligen Johannes Nepomuk. Wittem beging am 19. 5. 1983 den Tag der Stiftung vor 250 Jahren durch Reichsgraf Ferdinand von Piettenberg zu Nordkirchen und Wittem.



Nicht unerwähnt soll sein, daß es ebenfalls Ferdinand von Piettenberg war, der 1722 die heutige Kriegergedächtniskapelle an der Schloßstraße in Nordkirchen erbauen und sie dem Heiligen Johannes Nepomuk weihen ließ.





Die Pfarrkirche St. Mauritius - heute (1986)



Graf Nikolaus Franz Esterhazy ließ 1884 die barocke Kirche auf seine Kosten renovieren, wobei der Kirchenraum romanisiert wurde und die barocke Ausstattung einer neuromanischen Platz machte.



Er stiftete den Hochaltar aus verschiedenfarbigem Marmor und die beiden Chorstühle.



Die beiden jetzt noch stehenden Seitenaltäre wurden in den Jahren 1890 1900 angeschafft und sind aus weißem Haustein angefertigt,



Der linke Altar ist der Gottesmutter-Altar, der rechte ist der Herz-JesuAltar. Das Christuskreuz, das früher über dem Hochaltar hing, finden wir rechts vom Turmeingang. Es wurde von Altmeister Achtermann gefertigt.



Links vom Turmeingang finden wir den Taufstein, ebenfalls aus Sandstein gefertigt. Sein genauer Ursprung ist nicht bekannt, er dürfte möglicherweise aus der.alten Kirche stammen, zumal in verschiedenen Quellen seine Entstehungszeit ins 13. Jahrhundert gelegt wird.



In den letzten beiden Fenstern zum Turm hin finden wir zwei Buntglasfenster aus dem Jahre 1912. Sie wurden anläßlich der Erstkommunion der Söhne des Herzogs von Arenberg, Engelbert und Erich, gestiftet. Sie zeigen die Burg Nordkirchen und das Schloß Nordkirchen aus der Vogelperspektive. Die Fenster im Kirchenschiff stellen die acht Seligkeiten dar. Bedeutend für die Kirche und damit von hoher geschichtlicher Bedeutung sind die Glocken. Insgesamt hängen im Glockenturm fünf Glocken. Drei dieser Glocken sind sogenannte alte Glocken, von denen zwei im Geläut mitwirken.

Die älteste Glocke ist im 13. Jahrhundert von Merbodo. gegossen, Diese Glocke ist eine der ältesten Oktavglocken in Westfalen und von daher eine der kostbarsten romanischen Glocken des Landes.



Unter der Haube finden wir eine Inschrift aus 2 cm hohen Buchstaben, die in Wachsfadentechnik hergestellt sind. Die Inschrift ist in 2 Linien eingefaßt, eine weitere Linie verläuft über dem Schlagring. Die 6 Henkel der Krone sind an den Vorderseiten mit doppeltem Taumuster geschmückt. Die Inschrift lautet:



X X MERBODO CAMPANAM CONFECIT qVAM CIO SAMAM



Der Herstellungstechnik entsprechen die z. T sehr schön gestalteten spätromanischen Buchstaben, einige tragen Valuten an den Enden. Das gleiche gilt für die eigenartigerweise schräg stehenden Kreuze am Anfang.

Die zweitälteste Glocke wurde 1731 von Johann Schweys (Münster) gegossen, dem bedeutendsten Glockengießer der Barockzeit in Westfalen. Unterder Haube finden wirzuoberst2 Linien, danach ein Puttenfries, eine dicke Linie, eine Zeile Inschrift, wieder eine Linie und dann eine zweite Inschriftzeile, darunter eine Perlschnur. Als oberer Abschluß ziert sie ein hängender Blattfries.



Am Obersatz der Glocke finden wirzweimal das Wappen des Hochstiftes Münster in reicher barocker Umrahmung.

Die Inschrift lautet:



IONHAN SCHWEYS FECIT MONASTERII SOLI DEO GLORIA AO 1731

(als Abschluß eine Blüte)



MAURITIUS BIN ICK GEHEITEN

NORDKERKEN HEBBEN MY LATEN GEITEN (Blüte).



Die drittätteste Glocke ist ein weitgehend getreuer Nachguß einer 1704 von Joh. Fricke (Gütersloh) gegossenen Glocke, die nach einem Sprung im Jahre 1857 von Gebr. Edelbrock umgegossen wurde. Dabei wurden allem Anschein nach die Ornamente, Reliefs und die Linien der alten Glocke nachgeformt, nicht jedoch die Buchstaben.



Unter der Haube finden wir zwei prächtige Friese, von je 2 Linien eingefaßt:oben Rankenwerk mit Blüten, unten Früchte und Muschelwerk. Zwischen den Friesen sehen wir in loser Folge Rosetten. Auf der Flanke der Glocke sehen wir eine Ritterfigur, 16,5 cm groß und ein Kruzifix, 20 cm hoch, mit weggemeißeitem Korpus.



Die Inschriften lauten:



PETIT & FRATRES EDELBROCK ME FUDERUNT MDCCCLVII



LAUDO DEUM VERUM AD MUNERA CONGREGO CLERUM DEFUNCTOS PLORO PLEBEM VOCO FESTAQUE DECORO POST SAECULUM PERFRACTA DENUOQUE SUM REACTA SUMPTIBUS DATORUM PRIOREM RECEPTI CLANGORUM



+ FRID.CHRIST.D.G.EPISC.MOAS.BUROG.STROMN.

S.R.IMP.P.ET. DOM. IN BORKELO NEC NON DOM.

HEREDIT IN NORDKIRCHEN ET MEINHÖVEL

ANNO. 1740 + M: JOAN. FRICKE



1937 wurden zwei neue Glocken angeschafft, undzwareine Christkönigsglocke und eine neue Mauritiusglocke. Die Christkönigsglocke wurde vom Herzog von Arenberg gestiftet.



Am 15. 3. 1940 ordnete Generalfeldmarschall Göring an: "Die Glocken aus Bronze sind anzumelden und abzuliefern. Ausbau und Abtransport der Glocken erfolgen auf Kosten des Reiches. Die Gewährung von Ersatzmetall und eine angemessene Entschädigung des Wertes der Glocken nach Beendigung des Krieges wird zugesichert".



Daraufhin wurden am 4. 3. 1942 die alte 1731 gegossene Mauritiusglocke, am 5. 3. 1942 die 1937 gegossene Christkönigsglocke und die 1857 umgegossene Totenglocke vom Turm heruntergelassen und abtransportiert. Nach dem Krieg - am 25. 8, 1948 - konnte Nordkirchen zwei Glocken zurückerhalten, die 1937 gegossene Christkönigsglocke kehrte nicht wieder nach Nordkirchen zurück.



Pfarrer Vornhoft nahm Verhandlungen mit verschiedenen Glockengießereien auf, um eine neue Glocke in der Tonlage,des'anzuschaffen.



Pfingsten 1951 konnte die Glocke zum ersten Male geläutet werden. Sie wurde dem Heiligen Josef geweiht. Das alte harmonische Geläut war damit wiederhergestellt. Vier Glocken läuten nun in der Tonlage: f - as - b des.

Die Kirche wurde des öfteren renoviert. 1884 wurde neben der Innenerneuerung auch die äußere Gestalt renoviert, sowie ein neues Dach dem Kirchschiff aufgesetzt, deren Kosten ebenfalls von Graf Nikolaus Franz Esterhazy getragen wurden. 1979 erfolgte - nachdem die Kirche einen neuen Innenanstrich Anfang der fünfziger Jahre erhalten hatte - die letzte Renovierung mit der Umgestaltung des Chorraumes nach den Richtlinien der liturgischen Erneuerung des 11. Vatikanischen Konzils.



Die künstlerische Gestaltung lag in Händen des Düsseldorfer Künstlers Pönsgen. Die Innenausmalung wurde von Nordkirchener Malerfirmen ausgeführt.



Durch die Neugestaltung des Chorraumes - es wurden Materialien wie weißer und schwarzer Marmor für die Bodengestaltung, Sandstein und Leichtmetall für Altar, Ambo, Priestersitz und Tabernakelsäule genommen - wird dem aktiven Mitfeiern der Eucharistie der Gemeinde Rechnung getragen.







Erhalten geblieben, aber auch restauriert, ist die Kanzel, die ebenfalls in

der Neugestaltung durch Graf Esterhazy aus Haustein angefertigt wurde.



Die Pfarrei St. Mauritius Nordkirchen - 1983



Mit dem Anwachsen der Gemeinde wurde auch die Kirchengemeinde zahlenmäßig größer.



Die Kirchengemeinde stellte vielen Bauwilligen Grundstücke zur Verfü. gung, so daß Familien in Nordkirchen sich häuslich niederlassen konnten. Mit dem Ansteigen der Einwohnerzahl und den damit notwendigen seelsorglichen Bemühungen um eine lebendige Gemeinde wurde es notwendig, schwerpunktmäßig Räumlichkeiten zu erstellen, die für bestimmte Gruppen der Gemeinde zu Begegnung und Gespräch dienen sollten. Zunächst wurde im Jahre 1958 das Pfarrhaus von der Lüdinghauser Stra ße in die Nähe der Kirche verlegt. Das alte Pfarrhaus wurde verkauft und mit dem Erlös das heutige Pfarrhaus an der Mauritiusstraße erbaut.



Pfarrer Werdelhoff ließ neben dem neuen Pfarrhaus die alte Vikarie Beatae Mariae Virginis, ein altes Fachwerkhaus, zur Altenbegegnungsstätte umbauen mit einer Wohnung für den Küster in der ersten Etage.



In seine Pfarrerszeit fiel auch die Erricht ung des neuen Kindergartens an der Bergstraße mit insgesamt 4 Kindergartengruppen. Hier sei erwähnt, daß unter Graf Nikolaus Franz Esterhazy 1890 der erste Kindergarten in Nordkirchen eingerichtet wurde. Er hatte seinen Standort als "Kinderbewahranstalt" und als "Nähschule" an der Ecke GorbachlMühlenstraße. (Dieses Gebäude wird heute von der Hauptschule Nordkirchen zu schulischen Zwecken genutzt.)



Der Kindergarten wurde bis 1973 durch die Kinderheilstätte im Gelände der Heilstätte betrieben.



Unter Pfarrer Albeck wurde 1975 das Pfarrheim errichtet und in diesem Haus eine großzügige Bücherei eingerichtet, die bis dahin in der Vikarie am Sternbusch untergebracht war.



1976 wurde der Mauritiusplatz den Bedürfnissen, vor allem der Behinderten, angepaßt und ohne Stufen und"Falisteine" erneuert.



Zwar mögen viele Bauten ein äußeres Zeichen einer aktiven Gemeinde sein, wesentlich jedoch sind die menschlichen Begegnungen und Möglichkeiten dazu. Nordkirchen - die Pfarrgemeinde St. Mauritius - ist heute eine lebendige Gemeinde, die daran zu erkennen und zu messen ist, wieviele Aktivitäten in Gruppen und Gemeinschaften das Pfarrleben ausmachen.



Dazu zählen eine aktive Frauengemeinschaf t, ein rühriger Altenkreis, die Kolpingsfamilie mit aktiven Jugendgruppen, die vielfältige Jugendarbeit der Landjugend, der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG), der Pfarrjugend und die offene Jugendarbeit, aktive Kleingruppen wie der Missionsausschuß, der Liturgieausschuß des Pfarrgemeinderates, einige aktive Gesangsgruppen zur Gestaltung von Kinder- und Jugendgottesdiensten, ein Kirchenchor mit 100jähriger Tradition, die katechetischen Gruppen zur Vorbereitung auf Erstkommunion und Firmung, sowie ein Kreis mit caritativ-helfenden Aufgaben.



Die Pfarrei St. Mauritius ist eine offene Pfarrgemeinde, die sich immer den seelsorglichen Gegebenheiten stellte und heute stellt.



So gingen aus der Gemeinde viele Ordensberufe hervor. Die Schwestern leisten ihren Dienst in der weiten Weit als vorgeschobene Posten der Gemeinde in der Weltkirche.



Priester erfüllen ihren seelsorglichen Dienst in verschiedenen Gemeinden unseres Bistums (es seien hier nur die lebenden Priester genannt): Pfarrer Altfeld in Hohenholte, Pfarrer Beisch in Lippramsdorf und Pfarrer Barlage in Gronau. Unsere Gemeinde stellte der Kirche im Bistum Münster von 1914 - 1920 einen Weihbischof: Theodor Kappenberg.



Bei aller Betrachtung der wechselvollen Geschichte bleibt zu wünsc en und zu hoffen, daß unsere Gemeinde dem Bistum viele Menschen für die Seelsorge auch künftig stellen kann, damit christliche Haltung und christliches Zeugnis das Leben unserer aktiven, lebendigen Gemeinde widerspiegelt:



Omnia



in et cum Christo restaurare!



Alles in und mit Christus erneuern!





Der Schutzpatron unserer Pfarrgemeinde: St. Mauritius



Wir finden die Statue des Heiligen Mauritius in der Kirche über dem linken Seiteneingang.



Zunächst in Kürze die Legende über Mauritius und seine Gefährten Kandidus und Exsuperius. Sie gehörten der thebaischen Legion unter Kaiser Maximian an. Diese Legion war sieggewohnt, eine stolze Legion also. Auf Befehl des Kaisers sollten Täter und Höfe des Engadins, wo man Lager bezogen hatte, nach Christen durchsucht werden. Doch die Soldaten weigerten sich, wehrlose Menschen zu Häscherdienst und Mord zusammenzutreiben. Maximian antwortete auf die Weigerung mit dem Tod vieler Soldaten, Wie die Legende weiter berichtet, sollen Mauritius und seine Gefährten, die alle hohe Offiziere waren, mannhaft in den Tod gegangen sein, weil sie Ehre, Gewissen und Glauben über den Willen zum Leben und über die Willkür des Staates stellten.



Das Namensfest unseres Patrons feiern wir am 22. September. Es waren sicher persönliche Gründe, der Pfarrei Nordkirchen Mauritius als Patron zu geben.



Die Pfarrei Nordkirchen ist auf Wunsch des Bischofs Sigfrid 1022 entstanden und gegründet. Dieser war von 1022 - 1033 Bischof von Münster.



Vor seiner Bischofszeit war er Abt des Klosters Bergen bei Magdeburg, wo seit 961 der Leib des Heiligen Mauritius ruhte. Durch Bischof Sigfrid genoß der Heilige hier und in der weiteren Umgebung große Verehrung, zumal die Überführung der Gebeine des Heiligen von Köln nach Magdeburg auf Veranlassung und unter der Teilnahme Königs Otto des Großen stattfand.



Es ist gewiß, daß seit 961 die Verehrung des Heiligen Mauritius in Sachsen und in Westfalen allgemein wurde. Ferner ist gewiß, daß unter Bischof Sigfrid viele Kirchen als Namenspatron den Hi. Mauritius erhielten.