Die Kunst hinter den Berg zu schauen

oder "Der Umgang mit der Wanderkarte"



Das Wandern in einer nahezu unberührten Naturlandschaft ist für die meisten Menschen ein besonderes Erlebnis. Will der Wanderer die angestrebte Erholung und Freude finden, so sollten unbedingt einige Ratschläge beherzigt werden. Unkundliche sollten nur Bergwanderungen unternehmen, die im allgemeinen gefahrlos und bei normalen Witterungsverhältnissen ohk Führer durchgeführt werden können. Hochtouren erfordern erfahrene Bergsteiger oder die Mitnahme eines ortskundiqen Führers. Zur Grundausrüstung eines Bergwanderers gehören: hohes Schuhwerk mit Profilsohlen, zweckmäßige Bekleidung Rucksack, Regenschutz, Taschenapotheke, Sonnenschützmittel und Wanderkarte. Taschenlampe, Kompaß und Höhenmesser geben weitere Sicherheit. Vor Antritt einer Wanderunq empfiehlt es sich, über Verlauf, Länge und Schwierigkeit des Weqes Informationen einzuholen und dabei die körperliche Verfassung nicht zu vergessen. Dazu kommt die Beobachtung der Wetterlage, wobei man nicht auf den Rat der Einheimischen verzichten sollte. Wir wollen Ihnen nachfolgend erklären, wie wichtig der richtige Umgang mit einer Landkarte ist. Auf der Landkarte wird ein Stück der Landschaft so dargestellt, als ob sich der Betrachter senkrecht darüber befindet. Veränderungen im Gelände, die sowohl durch den Menschen als auch durch die Natur verursacht werden können, bedingen eine dauernde und konsequente Überarbeitung, Neubearbeitung und Verbesserung bestehender Kartenwerke. Darum ist sehr zu empfehlen beim Kauf einer Karte auf das Ausgabejahr zu achten! Entscheidend dabei ist auch die DIN der Karte mit dem richtigen Maßstab; dieser hängt natürlich wieder davon ab, wofür Sie eine Karte benötigen! Für Wanderkarten sind die Maßstäbe 1:25 000 - 1:50 000 am günstigsten; sie gewähren die Wiedergabe auch kleinster Einzelheiten und der Beschaffenheit des Geländes; dies ist vor allem im Hochgebirge und in schwierigem Gelände von Vorteil.



So entspricht 1 cm auf der Karte im Maßstab 1:25 000 250 Mehr in der Natur. Je größer der Maßstab ist (Kleine Maßstabszahl 1:10 000 - 1:50 000), umso mehr Details können Sie in der Karte eingetragen und dargestellt finden.

Bei Wanderkarten ist in der Regel der Norden oben, der Süden unten, der Westen links und der Osten rechts. Die Schrift darf dabei natürlich nicht auf dem Kopf stehen, sie muß leserichtig sein.



Elemente jeder topografischen (griechisch: topos = Ort, graphein = zeichnen) Karte sind Grundriß und Bodenforrnen. Beide sind für den Wanderer gleich wichtig. Zum Grundriß gehört alles, was durch den Menschen und die Natur in der Landschaft entstanden ist: Straßen, Brücken, Wäge, Gasthöfe; die verschiedenen Arten von Gewässer, Bodenbewachsungen, wie Wälder, Wiesen und Felder; und Grenzen. Die Darstellungen der Bodenformen in der Karte geben die vertikale Gliederung der Landschaft mit Höhen, Neigungswinkel und Neigungsrichtung des Geländes wieder.



Mit Hilfe der Höhenschichtlinien (= Linien, die die Orte gleicher Höhenlage miteinander verbinden) können Sie sich die Beschaffenheit des Geländes besser vorstellen. Je enger die Linien aneinander liegen, desto steiler ist der Hang und je weiter

die Linien auseinander liegen, desto flacher ist das Gelände. Ein Weg ist umso flacher, je spitzwinkliger er eine Höhenlinie schneidet. Ein zu einer Höhenschichtlinie parallel verlaufender Weg überwindet keine größeren Höhenunterschiede. Dagegen ist ein Weg sehr steil, wenn er die Höhenlinie rechtwinklig schneidet, es sei denn die Höhenlinien liegen weit auseinander. Zum Verstärken der Geländeformen bedient sich der Kartograph der Schummerung. Sie verleiht der Karte ein plastisches, reliefartiges Aussehen.



Auf dieser Wanderkarte finden Sie eine Zeichenerklärung, auch Kartenlegende genannt. Sie gibt uns Informationen darüber, wie auf der Karte Geländedetails oder sonstige wichtige Einzelheiten, wie z.B. Straßen, Gebäude, Freizeiteinrichtungen, etc. dargestellt werden. Die in der Legende verwendeten Symbole haben eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Aussehen der genannten Gegenstände, so z.B. Sesseflift, Schutzhütte, Kirche. Nun geben wir Ihnen einige Tips für die Berechnung der Zeit, die Sie von einem Ort zum anderen benötigen. Anhand der Karte können Sie genau abmessen, wie lang der Weg von Ihrem Ausgangspunkt zu Ihrem geplanten Endpunkt ist. Wenn sie annehmen, daß Sie im ebenen Gelände etwa 4 km in einer Stunde zurücklegen, wissen Sie auch schon wie lange Sie für die geplante Strecke brauchen (bei einer Wanderkarte rnit einem Maßstab 1.:25 000 entsprechen 4 cm in der Karte 1 km in der Natur!). Im bergigen Gelände hingegen rechnet man ca. 1 Stunde für die Uberwindung'von 300 Höhenmetern im Aufstieg und 500 - 600 Höhenmetern im Abstieg, je nach Beschaffenheit des Geländes. Bei allen Wanderungen wichtig und entscheidend ist immer die richtige Orientierung. Im Gelände ist es notwendig, die Karte so zu legen, daß die Richtungin mit der Natur übereinstimmen. Sie brauchen dazu keineswegs gleich einen Kompaß! Sie legen Ihre Karte am Ausgangspunkt Ihrer Wanderung so, daß sie mit dem Verlauf einer Straße, einer Eisenbahnlinie oder eines Baches und - falls vorhanden - mit markanten Punkten, z.B. Kirche, einzelstehender Baum, Sendemast, übereinstimmt. Damit können Sie bereits feststellen, weiche Richtung Sie einschlagen müssen, um zu Ihrem Ziel zu gelangen. Es kann natürlich auch einmal passieren, daß Sie sich verlaufen.



Aber Sie haben ja Ihre Karte bei sich. Wenn Sie nun keinen Kompaß zur Hand haben, gibt es eine andere sichere Hilfe um die Himmelsrichtungen zu bestimmen, nämlich die Sonne! Sie richten den Stundenzeiger Ihrer Uhr auf die Sonne und halbieren den Winkel zwischen der Sonne und der Zahl 12. im halben Winkel liegt dann Süden. Wenn sie die Himmelsrichtungen nun richtig festgestellt haben, sollte es Ihnen nicht schwer fallen, anhand des zurückgelegten Weges und einiger markanter Geländepunkte (Berge, Straße, Kirche ... ), die ja auf der Karte eingetragen sind, Ihren Standpunkt und somit den weiteren Weg zu finden.

Der richtige Umgang mit einer guten Karte wird Ihnen in schwierigen Situationen, im Gebirge und bei Schlechtwetter nützlich sein.