Nuvolau, Averau,

Cinque Torrl



Im Bogen des Ampezzaner Bergkranzes schließt die Gruppe des Nuvolau - sie besteht aus Nuvolau, Averau und Punta Gallina - zum Falzarego-Paß (2105 m) im Westen von Cortina auf. Von der Dolomitenstraße aus gleicht der Nuvolau-Stock einer ausgedehnten Felsenrampe, die zur Mitte den Nuvolau als Hauptgipfel trägt und vom Südgipfel, der Gusela, fast senkrecht zu den Bergwiesen am Passo Giau abbricht. Von der Gestalt her vielleicht etwas zurückgestellt, ist die Nuvolau-Gruppe dennoch ein Gebirgszug, den man in Cortina zu schätzen weiß. Der Nuvolau wird fast ausschließlich von Wanderern besucht, bei Bergwetter kommen sie in Scharen, denn auf seinem 2574 Meter hohen Gipfel steht ein Schutzhaus. Eine Gipfelhütte ist auch in den Dolomiten eine Seltenheit, irgend etwas muß am Nuvolau also Besonderes sein: die unerwartete Großzügigkeit seiner Aussicht! Sie honorierte vor nun schon einhundert Jahren ebenso großzügig der sächsische Oberst Richard von Merheim. Er stiftete 1883 die NuvolauHütte, und sein Spruch ist ein schönes Beispiel der damaligen romantischen Naturbetrachtung:

»Von Nuvolau's hohen Wolkenstufen laß mich Natur durch Deine Himmel rufen:

An Deiner Brust gesunde, wer da krank! So wird zum Völkerdank mein Sachsen-

dank. «



Der Averau (2647 m) erhebt sich in nächster Nachbarschaft. In der Aussicht von ihr dehnt sich die große dolomitische Landschaft gleich dem Nuvolau unendlich weit, eine Schau, die man im Gegensatz zum Nuvolau vielleicht sogar allein genießen kann. Der Averau schützt sich rundum mit Steilfels, ist aber für den Normalbergsteiger auf einer gesicherten, kurzen Route nicht schwierig zu erreichen. Vom Gipfel aus versenken wir uns in die Betrachtung des steinernen Würfelspiels 300 Meter tiefer.



Als ob der Schöpfer bei der Erschaffung der Dolomitenwelt noch einige Steine aus der hohlen Hand verstreut hätte, so liegen die Cinque Torn inmitten von Alpweiden. Fünf verschieden hohe, riesige, kantige Felsblöcke bilden einen Klettergarten mit kurzen Anstiegen, aber in allen gewünschten Schwierigkeitsgraden. Am beliebtesten ist der Grande Torre, 2366 Meter. Gewaltige Urkräfte haben den Turm im Inneren aufgespalten, und unter Ausschluß der interessierten Öffentlichkeit, die von den Logenplätzen der nahen Bergwiesen die Extremkletterer an den glatten, senkrechten Außenwänden beobachtet, läuft dort eine leichte Route (II), die auch ein geübter Normalbergsteiger gehen kann.



Hütten zum Einkehren gibt es auch, die Rifugi Cinque Torri (2137 m) und Scoiattoli (2230 m) sind von der Falzarego-Straße auf Wanderwegen, mit einem Sessellift und auch auf einer schmalen Straße bequem zu erreichen.