Geologie



Für den interessierten Hobbygeologen habe ich hier die Entstehung und den Aufbau der Brentagruppe aus dem Gebietsführer 'Brentagruppe' von H. Pitsch übernommen.



Die Brentagruppe ist ein Teil der Südlichen Kalkalpen. Das Gestein ist am Anfang des Erdmittelalters (Mesozoikum, vor 225 bis 70 Millionen Jahren) durch Ablagerungen (,Sedimentgestein') und Riffbildung (Korallenriffe) im Tethysmeer entstanden - von dem das heutige Mittelmeer einen Rest darstellt - und gegen Ende des Erdmittelalters hochgedrückt worden. Dabei ist die horizontale Lage der Schichten meistens erhalten geblieben. Das Erdmittelalter wird in drei Zeitabschnitte unterteilt: Trias, Jura und Kreide. In der mittleren Trias entstand der Dolomit, ein magnesiumhaltiger Kalkstein (Calcium-Magnesium-Karbonat), benannt nach dem französischen Mineralogen Dolomieu, der 1791 das Dolomitgestein entdeckte.

Der zentrale Teil der Brentagruppe besteht aus einer etwa 1000 m mächtigen Schicht Hauptdolomit. Die schroffen Formen des Gebirges sind dadurch verursacht, daß beim Hochdrücken des Gebirges der Hauptdolomitt nicht wie Kalkstein, Schiefer u. a. gewölbt wurde, sondern infolge seiner Härte gebrochen ist, wodurch Klüfte entstanden sind. Durch ein unterschiedliches Maß des Hochdrückens von Gebirgsteilen wurden dann die klotzigen Berge mit senkrechten Wänden und die Felstürme gebildet. Die Wände sind also ehemalige Bruchflächen. Das Gebirge wurde später in der Eiszeit und durch Verwitterung weiter verformt. Die helle, gelbe Farbe ist durch Verwitterung des sehr geringen Eisengehaltes entstanden, während die tiefschwarzen, senkrechten Streifen an den Stellen, wo Wasser herunterrinnt, auf Algen zurückzuführen sind.



Eine Eigenart des zentralen Teils der Brentagruppe ist der Aufbau aus 40 bis 50 m hohen Stockwerken aus unterschiedlichem Dolomitgestein, wodurch infolge entsprechend unterschiedlichen Verwitterns, die sogenannten Bänder (absatzartige, waagrechte oder schräge, begehbare Streifen) und Terrassen gebildet wurden. Der stockwerkartige Aufbau ist auch bei der Guglia zu sehen. Die Bänder werden von Kletterern dazu benutzt, zu einer günstigen Aufsiegsroute im folgenden Stockwerk zu kommen.



Im Nordteil der Brentagruppe liegen über dem Hauptdolomit die etwa 800 m mächtigen Dolomite des Rät (im Zentralgebiet bereits durch Verwitterung abgetragen), der jüngsten und damit obersten Stufe der Trias. Das Dolomitgestein des unteren Rät, 100 m mächtig, hat eine dunkle Farbe und fällt durch die ausgeprägte Schichtung auf, die durch den verschiedenen Gehalt an Dolomit, Kalkstein, Sandstein, Mergel u. a. verursacht wird. Die Schichten erhalten auch Fossilien (Muscheln, Korallen). Die Schichten sind oberhalb der Grafferhütte am Fuß ' der Pietra Grande zu sehen. Darüber liegen die Schichten des mittleren Rät, etwa 200 m mächtig, die aus hellem Dolomit mit größerem Kalkgehalt bestehen und deshalb brüchig sind. Sie enthalten große, herzförmige Fossilien. Es folgt die oberste, etwa 500 m mächtige Rätschicht aus reinem, hellen, gelblichgrauen, brüchigen Kalkstein mit kaum erkennbarer Schichtung.



Auch im Südteil gibt es Rät-Dolomit. Es bestehen daraus der Croz dell'Altissimo bei der Pedrottihütte und die Berge im 0sten der ZwölfApostel-Hütte.

Über den Rät-Schichten folgen noch die Schichten der anfangs erwähnten Jura-Formation aus hellgrauem Kalk und rotem Ammonitenkalk (Sasso Rosso und Pallon im N, Ammoriiten als Fossilien). Aus der ebenfalls anfangs genannten Kreideformation hat sich noch der ziegelrote Mergel (Scaglia) erhalten, den man von der Pedrottihütte aus im SSO am Gipfel des Rossati sieht, wo auch noch die jüngsten Gesteine der Brentagruppe aus dem auf das Erdmittelalter folgenden Tertiär vorkommen.





Anhebung und Verschiebung.

Die unterschiedliche, gebirgsbildende Anhebung in den Teilen der Brentagruppe hat auch zur Folge, daß jüngeres und älteres Gestein in gleicher Höhe liegen, z. B. auf der W-Seite des Camoscigletschers der jüngere Räfkalk und auf der 0-Seite der ältere Hauptdolomit des Crozzon. Es liegt sogar umgekeht die gesamte Brentagruppe um bis zu 1000 m tiefer als die im W des Tales von Madonna di Campiglio liegende Adamello- und Presanellagruppe, so daß die alten, kristallinen Tiefengesteine dieser beiden Gruppen in glei-cher Höhe wie die relativ jüngeren Sedirtientgesteine der Brentagruppe einander gegenüber liegen. Die im Tal verlaufende Grenzlinie (geologische Störungslinie) wird "Judikarien-Linie" genannt (aufgrund der Landschaft Judikarien bis zum Idrosee mit dem Hauptort Tione). Sie verläuft bei Pinzölo abweichend von der Tallinie um den Dos del Sabion herum, der aus Diorit, einem kristallinen Tiefengestein, besteht. Es kann auch vorkommen, daß ältere Schichten über jüngere Schichten geschoben sind. So sieht man beim Aufstieg im Ambieztal die Schichtfolge: Häuptdolornit, Rätkalk und wieder Hauptdolomit. Im SW der Pozza Tramontana bei der Pedrottihütte nahe bei den Serpentinen des Weges zur Agostinihütte hat sich der Hauptdolomit der Cima di Ceda auf den jüngeren Rätkalk aufgeschoben und dabei dessen angrenzende Partie umgebogen und ein Stück mitgeschleift.





Erschließung und Name der Brentagruppe



Seit etwa 1864 begannen englische, italienische und deutsche Bergsteiger, die Brentagruppe zu erforschen, berichteten darüber in Zeitungen und veröffentlichten Führer. Als erster überschritt 1864 John Ball, der Mitbegründer und erste Vorsitzende des 1859 gegründeten englischen Alpenvereins, an den einige Namen in der Pala- und Pelmogruppe erinnern, die Bocca di Brenta (Brentascharte) bei der heutigen Pedrottihütte.

1865 bestieg der Italiener Giuseppe Loss aus Caoria (Primiero), der damals in Cles angestellt war, als erster zusammen mit sechs Gefährten die Cima Tosa vom Ambieztal aus über die Forcolotta di Noghera (heutiger Palmieriweg).



Der Engländer M. C. Tuckett, nachdem die Tucketthütte, die Tuckettscharte und der Tucketgletscher benannt sind, bezwang 1871 züsammen mit D. W. Freshfield und Gefährten die Cima Brenta und bestieg 1872 die Tuckettscharte.



Das Brentagebirge war bis dahin nur den Einheimischen, besonders den Gemsen- und Bärenjägern, bekannt. Nach der damals berühmten Jägerfamilie Armi in San Lorenzo in Banale sind die Cima degli Armi und die Bocca degli Armi benannt worden. Auch die "Bänder" (von Freshfield so genannt), die die Wände in Streifen durchziehen, waren den Einheimischen bekannt. Das Band "Sega Alta' (Hohes Band), auf dem heute der Orsiweg verläuft, wurde von Gemsenjägern benutzt. Unterhalb dieses Bandes liegt eine Höhle, in der die Brüder Armi Unter- schlupf fanden. Den Forschern waren die Jäger als Bergführer sehr nützlich, allerdings beteiligte sich die Familie Armi nicht daran.



Die ersten englischen und deutschen Forscher stiegen meist durch das Brentatal auf, in dem heute die Brenteihütte liegt, und übertrugen in ihren Veröffentlichungen den Namen Brenta dieses Tales auf das ganze Gebirge. Zu damaliger Zeit, um 1870, hatte nämlich das Gebirge als Ganzes noch keinen Namen. Es gab nur die Namen, die die Einheimischen von ihren Orten aus den nahe gelegenen Bergen und Tälern gaben. Woher der Name "Brenta" stammt, ist nicht geklärt worden. Man bezeichnete als Brenta sowohl die Mulden (Kare) in den Tälern als auch die Tröge, die dem Vieh auf den Almen als Tränke dienten. In den vorrömischen Sprachen wurde eine hochgelegene Fläche als "brentum" bezeichnet.



Die Italiener übernahmen zunächst die weitere Erschließung. Der 1874 gegründete Alpenverein SAT (als italienischer Verein im Gegensatz zum DÖAV im damals österreichischen Gebiet) erbaute 1881 als erste Hütte in der Brentagruppe die Tosahütte, die heute als Dependance der 1910 vom DÖAV erbauten Pedrottihütte dient. Es folgte 1891 die heute nicht mehr bestehende Hütte auf dem Dos del Sabion oberhalb von Pinzälo und 1892 die Stoppanihütte am Grostepaß, die 1940 abbrannte und 1946 durch die wegen der Wasserversorgung tiefer liegende Grafferhütte ersetzt wurde.

Der nördl. Teil der Brentagruppe wurde 1891 von Prof. Karl Schulz in Leipzig erforscht, der darüber in einem Buch berichtete. Das erste Drahtseil wurde schon 1893 am erwähnten Band Sega Alta', einem Teil des heutigen Orsiweges, angebracht. Der erste Klettersteig, der Palete-Klettersteig, wurde 1923 im nördl. Teil der Brentagruppe in der Nähe des Grostepasses angelegt.



Der bekannte Bocchetteweg wurde von 1932 - 1972 erbaut.









Das "Alpine Notsignal"



Dieses Notsignal sollte jeder Bergsteiger im Kopf haben, denn es ist immer der erste Schritt zur Bergung:



Innerhalb einer Minute wird sechsmal in regelmäßigen Abständen, mit jeweils einer Minute Unterbrechung, ein hörbares (akustisches) Zeichen (Rufen, Pfeifen) oder ein sichtbares (optisches) Signal (Blinken mit Taschenlampe) abgegeben.



Die Rettungsmannschaft antwortet mit dreimaliger Zeichengebung in der Minute.



Die abgebildeten Alarmsignale im Gebirge wurden international eingeführt.



Um einen schnellen Rettungseinsatz zu ermöglichen, müssen die Angaben kurz und genau sein. Man präge sich das nachfolgende "5-WSchema" ein:



WAS ist geschehen? (Art des Unfalles, Anzahl der Verletzten)



WANN war das Unglück?



WO passierte der Unfall, wo ist der Verletzte? (Karte, Führer)



WER ist verletzt, wer macht die Meldung? (Personalien)



WETTER im Unfallgebiet? (Sichtweite)