Barbarazweige als Heiratsorakel:
Blüten zu Weihnachten verheißen Hochzeit mit einem reichen und hübschen Mann
Junge Frauen, die wissen wollen, ob sie bald heiraten werden und ob ihr Bräutigam schön und reich sein wird, sollten am Barbaratag (4. Dezember) zum Messer greifen und einige Kirschbaumzweige ins Haus holen. Blühen die Zweige an Weihnachten, steht einer glücklichen Zukunft laut einem alten Brauch zum Barbaratag aus der Gegend um Lippstadt (Kreis Soest) nichts mehr im Wege.
"Um das Heiratsorakel zu befragen, stellten die jungen Mädchen drei Zweige in eine Vase und verbanden mit jedem von ihnen eine Frage: Werde ich bald heiraten? Ist mein Bräutigam jung und hübsch? Ist er außerdem noch reich und nett? Jeder Zweig, der blühte, bedeutete eine positive Antwort auf die jeweilige Frage", erklärt Christine Gottschalk, Volkskundlerin beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL).
Außerdem dienten die Barbarazweige in Nieheim (Kreis Höxter) und rund um Lippstadt auch als Ernteorakel.
Hier bedeutete ein grünender und blühender Kirschzweig eine reiche Obsternte im kommenden Jahr.
Der Brauch, Zweige von Obstbäumen - meistens sind es Kirschbäume - oder von Forsythien ins Haus zu holen, ist in Westfalen noch weit verbreitet. Die Zweige werden an einer hellen und warmen Stelle im Haus in eine Vase gestellt. Wenn sie am Weihnachtstag blühen, gilt das als Symbol für die Geburt Jesu.
In vielen Gegenden Westfalens ist es noch heute üblich, jedem Barbarazweig den Namen eines Familienmitgliedes zu geben. "Derjenige, dessen Zweig an Weihnachten zuerst oder besonders schön aufblüht, soll im neuen Jahr besonders viel Glück haben", so Gottschalk. Für alle, die ihr Glück herausfordern wollen, hat die Mitarbeiterin der Volkskundlichen Kommission einige Tipps parat: "Damit die Zweige an Weihnachten blühen, sollten sie schon einen Frost überstanden haben. Bevor man sie in der Vase aufstellt, sollte man sie eine Nacht in lauwarmes Wasser legen. Die Zweige brauchen jeden dritten Tag neues Wasser."
Der Brauch entwickelte sich aus einer alten Legende, die besagt, dass auf dem Grab der im Jahr 306 getöteten Heiligen Barbara zu Weihnachten alle Blumen in voller Blüte standen. Die Heilige Barbara gehört seit dem 14. Jahrhundert zu den beliebtesten Heiligen der katholischen Kirche. Nachdem sie sich zum Christentum bekehrt hatte, hielt ihr Vater sie in einem Turm gefangen. Nach einer missglückten Flucht ließ er seine Tochter enthaupten.
Die Heilige Barbara ist eine der 14 Nothelfer. Sie wird als Fürbitterin gegen einen jähen Tod und für eine gute Sterbestunde verehrt. Ihre Attribute, mit denen sie dargestellt wird, sind der Turm, der Kelch und das Schwert. Die Heilige Barbara ist unter anderem die Schutzpatronin der Bergleute, vor allem in Oberschlesien wurde sie stark verehrt. Mit den schlesischen Bergleuten kam die Barbara-Verehrung im 19. Jahrhundert ins Siegerland und ins Ruhrgebiet.
Quelle LWL Pressestelle, 4.12.2001